Simon Förderer in Ruhestand
verabschiedet, aber noch nicht vollends entpflichtet / Matthias Richtzenhain
übernimmt "gut bestelltes Feld"
Stabwechsel in Seelsorgeeinheit:
Diakon sagt Adieu
Gaggenau (gut) - "Eine historische Stunde" durften
die Besucher der voll besetzten Kirche in St. Marien am Sonntag erleben,
denn die drei Pfarreien der Seelsorgeeinheit Gaggenau-Stadt haben einen
Generationswechsel vollzogen. Von einer "Wachablösung"
sprach Pfarrer Herbert Stadler, der die Verabschiedung von Diakon Simon
Förderer sowie die Begrüßung dessen Nachfolgers Matthias
Richtzenhain mit gewohnt launigen Worten vornahm. Die Messe wurde erstmals
vom neuen Leiter der Seelsorgeeinheit, Tobias Merz, zelebriert, der
am kommenden Sonntag seine Amtseinführung in St. Josef begehen
wird.
Nach zehn Jahren im Dienst am Nächsten
übergibt Diakon Simon Förderer (links) den Stab an Matthias
Richtzenhain.
Pfarrer Tobias Merz (Mitte) wird am Sonntag in sein Amt eingeführt.
Foto: Gutmann
Als "Stabwechsel beim Staffellauf" bezeichnete
Pfarrer Stadler diesen Festakt im Doppelpack. "Simon Förderer
räumt zwar seinen Stuhl, bleibt uns- aber als nebenberuflicher
Diakon erhalten, es ist also eine Verabschiedung auf Raten", tröstete
er die Gemeinde und hob die Verdienste des noch nicht vollends Entpflichteten
während seines rund zehnjährigen Dienstes hervor.
Damals sei es eine neue Erfahrung gewesen für die Gemeinden, "und
man fragte sich, was ein Diakon denn alles kann, was er machen darf
und machen muss". Der Vorteil Simon Förderers sei gewesen,
dass er als Murgtäler "Gewächs" den Charakter der
Menschen kenne und daher gerade im Dienst am Nächsten beeindruckende
Arbeit geleistet habe. Bei Taufen, Trauungen und Beerdigungen habe er
Einfühlungsvermögen im Umgang mit den Menschen gezeigt. Besonders
wirkte er auch auf den Gebieten der Sorge um die Alten. "Was Oskar
Scherrer begründet hat, hat Simon Förderer mit seinem Team
mit Leben erfüllt. Mit seinem Namen verbindet sich aber auch die
Hospizbewegung als Dienst an sterbenden Menschen." Anerkennung
und Dank zollte der Geistliche dem Rotenfelser: "Er hat sich den
vielfältigen Aufgaben nie versagt, und er war mir ein wohlwollender,
verantwortungsbewusster Mit- arbeiter." In seinen Dankesworten
beschrieb Förderer seinen Weg zu dieser Berufung: "Aus einer
tiefen Glaubenskrise heraus" habe er seinen Glauben überprüfen
wollen und sich zur Diakon-Ausbildung neben seinem eigentlichen Beruf
als Werkmeister im Maschinenbau entschlossen. "Durch die Gnade
Gottes bin ich geworden, was ich bin", überzeugte Förderer
die Gemeindemitglieder der drei Pfarreien. Sein Dank ging aber auch
an die beiden Pfarrer Herbert Stadler und Jürgen Reuss, mit denen
"die Chemie stimmte": "Ich durfte der sein, der ich bin,
und ich brauchte keine Maske zu tragen." Er glaube, Spuren hinterlassen
zu haben, wie Herbert Stadler damals dem frisch gebackenen Diakon verheißen
hat: "Das Leben der Gemeinde wird Ihr Leben prägen, und Ihr
Leben wird das der Gemeinde prägen."
Mit einer herzlichen Umarmung übergab der bisherige Diakon sein
Amt in die Hände des Neuen. Matthias Richtzenhain stellte sich
in knappen Worten den Gemeindemitgliedern vor und vermochte sofort die
Herzen zu gewinnen mit natürlichem Auftreten, einer angenehmen
Stimme und einem offenen Lächeln.
"Ich kann noch keine Rückschau halten, sondern möchte
einfach hier ankommen, um mit Ihnen gemeinsam die Nähe Gottes zu
erfahren - so wie dieses Kind hier in der Kirche, das uns gerade zuruft:
Ich bin da!"
Mit seiner Frau und den drei Kindern werde er in den nächsten Tagen
sein neues Heim in Bad Rotenfels beziehen. Als "außerordentlich
sinnvolles Geschenk" - so spöttelte Pfarrer Stadler über
sich selbst - überreichte dieser ihm nach herzlichen Begrüßungsworten
das Einwohnerbuch von Gaggenau mit Stadtplan und zwei andere Werke über
die Pfarreien, um sich hier zurechtzufinden.
Beim Empfang im Gemeindesaal begrüßten die Pfarrgemein-deratsvorsitzenden
Marliese Kepplinger und Alois Veit die Diakone. Veit versicherte Matthias
Richtzenhain, dass "Sie hier eine alles in allem liebenswerte Stadt
vorfinden und in den Pfarrgemeinden ein gut bestelltes Feld". Er
wünschte gutes Gelingen und Gottes Segen gemäß dem Leitwort
"Aufbruch im Umbruch". Richtzenhain bedankte sich bei allen:
"Ich bin überwältigt, was ich hier an Freundlichkeit,
Herzensbildung und Hilfsbereitschaft schon in den ersten Tagen erleben
durfte!"
Dem scheidenden Simon Förderer zollte Veit in souveräner Manier
Anerkennung und Dank für seinen Dienst an den Menschen. Mit einem
Bild aus der Technik fasste er Förderers Wirken zusammen: "Im
Sinne von Umsetzung und Übersetzung haben Sie viel geleistet."
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