Steffen Reich wird zum Gemeindereferenten ernannt



"Ich fühle mich als Feuerleger" ist eine der griffigen Aussagen des Gemeindeassistenten Steffen Reich, der ab 1. September nach zweijähriger Assistenzzeit in der Gaggenauer Seelsorgeeinheit nun zum Gemeindereferenten ernannt wird. "Ich möchte Feuer legen, aber dableiben, damit das Feuer genährt wird", legt der junge Mann mit seinem ansteckenden Eifer verbal nach, der schon bei seinem Start vor zwei Jahren so ins Auge sprang.

Steffen Reich hat in diesem Zeitraum die Flamme der Begeisterung nicht nur zu wecken verstanden, sondern sie auch wirklich am Brennen erhalten können. Denn was dieser engagierte 28Jährige eingebracht hat in die Gemeindearbeit vor allem von St. Josef und St. Marien, ist mehr als nur ein Job. "Es ist eigentlich kein logischer Traumberuf aber für mich ist er Berufung, weil ich mit Leib und Seele dabei bin, ein Beruf, der eine innere Entwicklung bedeutet." Und die hat Steffen Reich tatsächlich durchlaufen, er wirkt überzeugend und absolut souverän.

Mit seinem Enthusiasmus hat er in den Kirchengemeinden die Herzen erobert, und sein Antrittsmotto "Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen" hat nichts an Aktualität eingebüßt. Wobei sein ganzes Sosein, seine ansteckende Freude und sein zündender Idealismus nur Wind auf die Mühlen der Sache Gottes zu sein scheint.

Denn wie es damals schon klar war, musste er nicht erst Mauern einreißen "ich fand einen gut gepflügten Boden vor", bestätigt er. Doch er verstand es, seine Arbeit um viele neue Angebote zu erweitern und vor allem Jugendliche und junge Erwachsene noch stärker in die Gemeinde einzubinden. Das Handwerkszeug dafür hat er im Studium gelernt, aber "Theorie ist das eine, Praxis das andere:" Denn die Assistenzzeit hatte er sich schon als "leichtere Stelle" gedacht, aber sie gestaltete sich doch als herausfordernder, zumal er durch die Neustrukturierung der Seelsorgeeinheit recht bald der "Dienstälteste" unter seinen pastoralen "Kollegen" war, wie er vergnügt erwähnt. Das war in der Einarbeitungsphase nicht immer einfach für den so jungenhaft wirkenden Assistenten.

 

Wie definiert sich nun seine Arbeit? Nach den pastoralen Leitlinien von Bischof Zollitsch wird die pastorale Arbeit in den Blick genommen, um sie zu reflektieren. "Was macht diese Gemeinde aus, wie stärke ich ihr Profil?" muss sich der Referent fragen. Neben dem Grunddienst als "Pflicht", die aus der Liturgie, (dem Sonntagsdienst als der Mitte der Gemeinde), der Diakonie, also dem Dienst am Nächsten, und der sog. Matyria, der Glaubensverkündung (z. B. Kommunionund Firmvorbereitung, Religionsunterricht) bestehen, gibt es für Reich die "Kür" mit dem Ansatz, wie diese Dienste zu stärken sind. Alles ist zusammengefasst unter dem Dach der "Koinoria", der Gemeinschaft: Er sieht seine Aufgabe als Gemeindereferent zum einen im sakramentalen Dienst, aber zum anderen aus der Gemeinde heraus da sein für andere, "der Gemeinde Referenz erweisen", wie er treffend definiert. Immer ein offenes Ohr zu haben, die ganze Persönlichkeit einzubringen und auch seine Freizeit als "einer von der Kirche" zu gestalten dahinter steckt die christliche Lebensdynamik".

"Ich versuche auch durch weltliche Angebote Räume zu schaffen, eine Sehnsucht zu wecken für die Sakramente". Nicht ohne berechtigten Stolz verweist Reich auf zwei Highlights dieses Jahres: auf die Neustrukturierung von Jugendarbeit mit der neuen KJG "Maria und Josef" für beide Pfarreien gemeinsam so einfach der Name, aber mit Sinn für Prägnanz. Aus dieser Gruppe rekrutiert sich "Die Band", die sich in Jugendund Schülergottesdienste und in Gruppenarbeit einbringt. Das andere ist die Gruppe "Kreuz und Quer", die ca. 50 Leute zwischen 18 und 35 Jahren umfasst. Hier werden christliche Themen und Fragen diskutiert und erörtert, Jugendgottesdienste vorbereitet; man trifft sich zu Frühstück, Wandern Radtouren und Grillabenden.

"Da steckt mein Herzblut drin", erzählt Reich, denn für diese Altersgruppe von ehemaligen Ministranten, Studenten und jungen Erwachsenen galt es ein Vakuum zu füllen, die Kirche lebendig zu erhalten. Er versteht es, die Jugendlichen dort abzuholen, wo sie gerade stehen und eine Sehnsucht in ihnen zu wecken, sie zu entzünden. "Ich versuche, Begleiter zu sein, nicht Leiter", lautet sein Credo, "denn es gibt für mich nichts Beglückenderes als mit Menschen zu arbeiten, sie in ihrem SoSein wahrzunehmen". Eines der Gründe, dass Reich seinen Beruf als Bankkaufmann an den Nagel gehängt hatte und noch einmal vor vorne begann mit Studium und Ausbildung für diesen pastoralen Dienst.

Ein Wort von SaintExupéry ist ihm quasi Auftrag: "Rede nicht von deinem Glauben, sondern lebe so, dass du danach gefragt wirst." Dieses Angefragtsein hat er vor allem seinem offenen, strahlenden Wesen zu verdanken und geht weit über die "normale" Arbeitszeit dieses begeisterten Gemeindereferenten hinaus. Die Balance zwischen "Leidenschaft und Gelassenheit" scheint ihm mit ehrlicher Hingabe an diese "nicht leichte, aber faszinierende Berufung" gelungen zu sein und er bietet einfach an: "die Flamme für Gott zu sein".

(Barbara Gutmann)

 

Dieser Artikel ist auch nachzulesen im Badischen Tagblatt vom 25.07.2007