Gemeindereferent Steffen Reich verlässt Gaggenau zum 1. September

Die Kisten sind gepackt, die Tage gezählt. Nur noch eine vierzehntägige Ferienfreizeit mit der KJG, dann verlässt Gemeindereferent Steffen Reich die Seelsorgeeinheit Gaggenau.
Anfang und Ende seines Wirkens in den drei Pfarreien werden markiert durch das chinesische Sprichwort, das er schon für den Start als Gemeindeassistent im September 2005 als Leitgedanken im Gemeindeblatt wählte: "Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen."



Nach vier segensreichen Jahren bilanziert der sonnige junge Mann mit dem zündenden Idealismus: "Es war genauso: viele Windmühlen standen, einige sind dazugekommen und neue will ich in Ettenheim bauen".
In die Barockstadt bei Lahr also ist Steffen Reich durch das Ordinariat in Freiburg gerufen worden - als Schulseelsorger der Heimschule St. Landolin.
"Normalerweise ist es nicht üblich in meiner Berufsgruppe und zudem so jung zum Schulseelsorger berufen zu werden", erklärt der 30-Jährige das ungewöhnliche Angebot. Üblicherweise wird dieses Amt von Priestern ausgeübt - wie es der Vorgänger an der katholischen Schule auch war. Dieser wurde ins Priesterseminar berufen, sodass recht zügig ein Nachfolger gesucht wurde für die kirchlich geführte Schule mit Internatsbetrieb (ca. 150 Internatsschüler sowie 1.800 Externe besuchen diese Einrichtung, die Realschule und Gymnasium unter ihrem Dach vereint.)

Wodurch man in Freiburg auf ihn aufmerksam wurde, kann Reich nur ahnen. Mit gesundem Selbstbewusstsein darf er hier in Gaggenau auf eine überzeugende Leistung mit vielfältigen Aufgabengebieten schauen. Vor allem im Umgang mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, im organisatorischen wie im christlich-sozialen Bereich - dennoch bleibt er bescheiden und vermutet: "Vielleicht ist man durch meine zweijährige berufsbegleitende Ausbildung zum Schulseelsorger auf mich aufmerksam geworden". Die er lediglich absolvierte, um die Arbeit als Religionspädagoge, mit den Jugendgruppen und bei der Kommunionvorbereitung zu optimieren.

Steffen Reich musste sich schnell entscheiden - und er tat es schmerzlich gegen Gaggenau: "Es ist eine einmalige Chance, ein neues Berufsfeld zu erproben mit neuen Herausforderungen, vor allem, wenn bisher nur Theologen dieses Amt bekleideten". Bedauernd ergänzt er: "Ich gehe nicht gerne, man lernt Menschen, Strukturen, Familien kennen. Es fällt mir schwer, berufliche Bindungen in Gaggenau aufzugeben." Kein Zweifel, der beliebte Gemeindereferent hängt an seiner Arbeit und die Gruppen sind ihm ans Herz gewachsen - und umgedreht : "da sind schon ein paar Tränen geflossen bei den Kleineren, als ich mich zum Schulschluss verabschiedete", erzählt er - und da spürt man Wehmut: "Ich hab viel Herzblut reingesteckt".

In der Tat hat der frühere Bankkaufmann mit dem strahlend-jungenhaften Charme einige neue Projekte "auf einen guten Weg gebracht. Darauf bin ich stolz."
Leider ist die Kontinuität seiner Arbeit gefährdet, da es keinen Nachfolger gibt:"Das trifft mich echt! Die Gruppe ‚Kreuz und Quer' läuft, die kann ich in die Selbständigkeit entlassen. Aber es fehlt zukünftig die Brücke, die die KJG ‚Maria und Josef' ins Spiel bringt." All seine bisherigen Aufgaben, vor allen Dingen die Erstkommunionvorbereitung, die der Referent im letzten Jahr neu konzipiert hat, müssen nun auf den Schultern von Diakon Matthias Richtzenhain und Pfarrer Tobias Merz verteilt werden, der sein Ausscheiden sehr bedauert.

Für die Herausforderung der neuen "Berufung" vertraut der Gemeindereferent, als der er weiterhin besoldet wird, auf seinen Humor, seine Intuition und Erfahrung. "Ich trau es mir zu", gibt er sich zuversichtlich, räumt jedoch ehrlich ein: "aber ich gehe nicht blauäugig dorthin, es ist ein hartes Brot, das dort gegessen wird. Ich habe Respekt vor den neuen Aufgaben", die ihn fordern werden, aber auch fördern.
Als Religionspädagoge wird Herr Reich in den Klassen 5 bis 9 unterrichten, hauptsächlich indes Ansprechpartner für Schüler, Lehrer und Erzieher sein. Wichtig ist dem aus tiefem Herzen frohen jungen Christen vor allem weiterhin "die Flamme für Gott zu sein", die wohl nicht so schnell verlöschen wird. Und er reflektiert: "Für mich gehört Leidenschaft dazu. Und die Gelassenheit, in bestimmten Situationen sagen zu können: "es ist gut so".

Steffen Reich wird seinen Weg gehen - nach Ettenheim. Aber Gaggenau privat die Treue halten, denn er bleibt in dieser Stadt wohnen, die ihm Heimat geworden ist. Es ist gut so.

Barbara Gutmann, 08.08.09